10. Skyrun Frankfurt 1.202 Stufen und 61 Etagen
Die Oberschenkel brennen, der Atem dröhnt durch das ganze Treppenhaus, Stufe für Stufe geht es monotonen Schrittes nach oben: 1.202 Stufen, 61 Etagen mit 222 Höhenmeter lautet die Herausforderung beim Skyrun Frankfurt, dem höchsten Treppenlauf in Europa. Warum tut man es sich an? Weil es ein einfach geiles Gefühl ist ans Limit zu gehen. Treppenlauf ist wie ein Tanz auf Messers Schneide. Geht man zu schnell an, platzt man direkt am Anfang und quält sich hoch. Man muss ein gutes Tempo finden um den Lauf anständig zu absolvieren.
Es ist 10:20, ich stehe im strömenden Regen an der Startlinie, die ca. 20 Meter außerhalb des Foyers aufgebaut ist. Gestartet wird im 10 Sekundentakt. Der Zeitnehmer gibt das Go und ich sprinte in den Messeturm. Beim Eingang zum Treppenhaus gibt es eine enge Schikane, man muss sehr stark abbremsen und zack, da passiert es. Durch den Regen war es zu glatt und ich liege direkt auf dem Boden. Ich bin wie im Tunnel, es ist Wettkampf und ich realisiere es gar nicht richtig. Jetzt heißt es die Stufen in Angriff nehmen. Wichtig ist hier nicht zu schnell zu starten. Ich nehme immer zwei Stufen auf einmal und gehe betont locker, der Puls geht schon von alleine hoch. Im Stockwerk 11 drücke ich auf die erste Zwischenzeit: 1:27,6 und somit 3 Sekunden langsamer als im letzten Jahr. Trotz Sturz ist alles im Rahmen.
Da ich in den letzten beiden Jahren schon mitgemacht habe, ist mein Vorteil, dass ich früh starten darf. Die Bestzeiten aus den Vorjahren ergibt, die Startreihenfolge. So kommt es kaum zu Überholungen. In Stockwerk 15 klebt ein nachfolgender Läufer direkt an mir dran. Er hat schon 20 Sekunden gut gemacht. Ich mache Platz und will ihn vorbeilassen. Er macht aber keine Anstalten zu überholen. Ich habe mein Tempo gefunden, und setzte mich Etage für Etage wieder ab (am Ende bin ich 8 Sekunden schneller und habe ihm auf die letzten 40 Etagen 28 Sekunden abgenommen, ein gutes Beispiel von zu schnell angegangen). In Etage 21 gibt es die zweite Zwischenzeit: 3:00,1: es fehlt nur noch 1 Sekunde zum letzten Jahr. Jetzt ist es anstrengend, aber nicht zu hart. Die Stockwerke fliegen nur so an mir vorbei, ich erwarte die nächste Zwischenzeit bei Stockwerk 31, hier ist die Hälfte geschafft. 4:38,2 und damit minimal schneller als 2015. Es läuft gut. Für die nächsten 10 Stockwerke benötige ich 1:38,4 und habe 1,5 Sekunden Vorsprung. Es sieht alles nach einer neuen Bestzeit aus. Nun laufe ich aber auf gleich drei Frauen gleichzeitig auf. Es ist schwer zu überholen, ich hänge ein wenig fest und muss dann die Außenbahn nehmen. Das kostet Zeit und mit 1:40,1 habe ich durch die Überholung circa 2 Sekunden verloren. Jetzt zählt es, die letzten 10 Stockwerke. Ich muss auf nichts mehr Rücksicht nehmen und kann meine Beine hochkatapultieren. Ich nutze den Handlauf und ziehe mich zusätzlich hoch. Ich sehe die 60 an einer Tür stehen. Nur noch ein Stockwerk, die letzte Treppe, abbiegen auf die Zielgerade und es ist geschafft. Die letzte Zwischenzeit betrug 1:33,3 und am Ende sprang eine sehr gute 9:30,6 raus. 3. Teilnahme, 3. Bestzeit.
Da der Ausblick heute nicht ganz so gut ist, der Turm hängt in den Wolken, fahre ich recht schnell wieder runter. Unten werde ich von den anderen Adidas Runners empfangen. Seit März schaue ich öfters beim Lauftreff vorbei und habe dort auch mal von dem Lauf erzählen. Und die Crew war so begeistert, dass sie direkt mitlaufen wollte. Am Ende waren 16 Adidas Runners am Start. Da alle anderen Erststarter waren, war deren Startzeit gegen 11:20. Und dann ging es für meine Crew auch schon los. Im Sekundentakt verschwinden sie in den Schlund des Treppenhauses. Nach kurzem Warten kommen die Leute auch schon wieder runter. Und ich schaue nur in glückliche Gesichter. Jeder ist überglücklich die Challenge absolviert zu haben. Und vor allem wie, unser Coach Danielle erläuft sich mal so nebenbei die deutsche Vizemeisterschaft im Towerrunning in ihrer Altersklasse. Und das, obwohl sie recht spät starten musste und sicherlich auch viel überholen musste. Danie, nächstes Jahr sehen wir dich ganz oben auf dem Treppchen!
Und da die Crewlove so stark ist, gab es am Ende noch ein gemütliches Zusammensitzen in einer nahen Pizzeria. Wer viel läuft kann auch viel essen. 🙂











